22.12.2022

Topfscharniere einbauen: Mit dieser ausführlichen Anleitung gelingt es garantiert – Der große Scharnier-Ratgeber Teil 4

Topfscharniere einzubauen ist einfacher als du denkst, egal ob mit oder ohne Bohrschablone. Beachte unbedingt DIESE wertvollen Tipps und die Montage deiner Topfbänder gelingt mit Sicherheit!

 

1. Topfscharniere einbauen- Was musst du unbedingt beachten?

Beim Einbau eines Topfscharniers solltest Du dir gründlich überlegen, wo du die benötigten Löcher bohrst, denn ein falsch gebohrtes Loch von 35 mm lässt sich nur schwer ausbessern oder verbergen. Dabei ist es relativ egal, ob du bei einem Küchenschrank oder einem anderen Möbel ein Scharnier einbauen möchtest.

Andererseits sind Topfbänder so wunderbar anspruchslose Gesellen, dass kleine Ungenauigkeiten von bis zu 2 Millimetern mühelos beim endgültigen Einstellen der Bänder beseitigt werden können.

Die folgenden Tipps sollen dir helfen, die Löcher für das Topfband an der richtigen Stelle zu bohren, damit sich die Tür schlussendlich an der gewünschten Stelle befindet.

Wie auch bei der Auswahl des Topfscharniers und der Montageplatte musst du dir im Klaren sein, ob die Tür einschlagend, aufschlagend oder an einer Mittelwand befestigt wird. Außerdem solltest du entscheiden, wie viele Bänder du einbauen möchtest, damit sie nicht aufgrund übermäßigen Gewichts zu sehr belastet werden.

Beachte bitte auch die Anleitung des Herstellers, falls Unklarheiten bestehen sollten.

Richtwerte für die Anzahl der Bänder bei einer beschichteten Spanplatten Tür von 60 cm Breite:

Türhöhe Anzahl der Bänder Gewicht der Tür
bis 100 cm 2 4-6 kg
bis 150 cm 3 6-12 kg
bis 200 cm 4 12-17 kg
bis 250 cm 5 17 bis 22 kg

 

Wir gehen aber davon aus, dass du dich schon für eine Variante entschieden hast und jetzt die richtige Art und Anzahl der Topfbänder vor dir liegt. Wenn du weitere Informationen zur Auswahl der passenden Topfscharniere benötigst, wirf doch einen Blick in den zweiten Teil dieses Ratgebers mit dem Thema Arten von Bändern und Beschlägen.

 

1.1 Welches Material benötige ich für die Montage eines Topfscharniers?

Als Mindestausstattung benötigst du:

  • Einen 35 mm Forstnerbohrer für das Bohren des Topflochs. Für leichte und schmale Türen reicht auch manchmal ein Bohrer mit 26 Millimeter Durchmesser und ein entsprechend kleineres Topfband, zum Beispiel das Topfscharnier Gedotec Mini Star.
  • Zum Anzeichnen einen rechten Winkel, ein Maßband und einen spitzen Stift.

Das war’s auch schon mit den Werkzeugen, kommen wir nun zu den Kleinteilen:

  • Falls die Montageplatten korpusseitig in Lochreihen eingeschraubt werden, so gibt es für diesen Zweck sogenannte Euro-Schrauben. Diese sind manchmal auch schon an der Grundplatte selbst befestigt, in diesem Fall geht die Montage besonders schnell.
  • Alternativ werden zum Befestigen der Montageplatten oder der Topfscharniere auch Spanplattenschrauben mit den Abmessungen 3,5 × 16 Millimeter verwendet.

 

2. Was kommt zuerst, das Topfloch oder die Grundplatte?

Gesetzt den Fall, du baust einen Schrank neu auf, so fang am besten mit den Montageplatten an. Denn das Übertragen der mittigen Referenzlinie ist einfacher, wenn du an den Korpusseiten anfängst. Außerdem kann es sein, dass ein Regalboden genau an der Stelle vorgesehen ist, wo du das Topfloch gebohrt hast. Es wäre schade, wenn du erst beim Übertragen merkst, dass das Topfscharnier an dieser Stelle doch nicht verbaut werden kann.

 

2.1 So einfach montierst du die Montageplatte!

Bist du startklar? Dann nimm deinen Stift, ein Bandmaß und einen rechten Winkel und los geht’s mit dem Einbau der Montageplatte!

  • Zeichne mit ausreichend Abstand von der Oberkante eine rechtwinklige Linie von mindestens 4 cm zur Vorderkante des Schranks.
  • Verfahre ebenso beim unteren Band
  • Hast du noch ein weiteres Topfband zu verbauen, so platziere den Strich für dieses mittig zwischen die beiden anderen Linien. Bei noch mehr Bändern verteile die Striche gleichmäßig zwischen den beiden äußeren Markierungen.
  • Da der Abstand der Lochmitte zur Vorderkante 37 mm betragen soll, miss nun mit dem Bandmaß diesen Abstand ab und zeichne eine Parallele zur Vorderkante.
  • Achtung beim Einbau von Scharnieren für einschlagenden Türen: Diese haben manchmal andere Maße und die Grundplatte hat einen größeren Abstand zur Vorderkante.
  • Das genormte Maß im 32er Lochsystem bedeutet, dass der Abstand zwischen den Löchern 32 mm beträgt. Deswegen müssen die benötigten Löcher für die Grundplatte 16 Millimeter von der Mitte unserer Referenzlinie angezeichnet, gekörnt und dann gebohrt werden.

Willst du häufiger Topfscharniere einbauen, gibt es ein kleines Helferlein, das die ganze Berechnung für dich übernimmt. Damit wird dir ein Teil der Arbeit abgenommen, das Ergebnis wird oft genauer und du bist sicherer davor, dich nicht zu verrechnen.

Nur den ersten Strich musst du in diesem Falle selber machen.

Die kleine, aber sehr sinnvolle Investition ist die Lochschablone von Gedotec, mit der du die Maße für die Löcher der Montageplatte in null komma nix auf die Korpusinnenseite überträgst. Sie eignet sich auch für das Anzeichnen der Topfbänder, zu denen ich später aber noch mehr sagen werde.

Montagehilfe Topfscharnier Hettich

 

2.2 Lochreihe vorhanden?

Sofern im Schrank eine Lochreihenbohrung vorhanden ist, wählst du zwei Löcher aus, in denen die Grundplatte befestigt werden soll. Übertrage die Mitte der beiden Löcher mit einem rechten Winkel an die Vorderkante und in der Mitte davon markieren wir die Linie, die uns später als Referenz für das Topfscharnier dient.

 

2.3 Topfloch vorhanden?

In manchen Fällen ist eine Topfbohrung schon vorhanden und es fehlt nur noch die Montageplatte. Dann drücke das Topfscharnier in das vorgesehene Loch und richte den Arm des Topfbandes mit Hilfe eines Winkels rechtwinklig aus. Halte die Tür an die entsprechende Korpusseite und übertrage die Mitte des Arms auf die Möbelseite. Achte dabei darauf, dass die Tür oben und unten den gleichen Abstand zur Korpuskante hat.

Verfahre dann weiter wie im Abschnitt „So einfach montierst du die Grundplatte!“

 

3. Topfloch ohne Schablone bohren, so geht`s!

Wenn du es bis hierher geschafft hast, ist der Rest auch nicht mehr schwer. Die Grundplatte ist angezeichnet und eventuell schon montiert. Nun braucht auch die Möbeltür noch eine Aufnahme für das Topfscharnier.

Selten ist die Möbeltür genauso groß wie der Korpus. Wir brauchen jeweils einen seitlichen Abstand zu den benachbarten Türen, weil sie sich sonst beim Öffnen berühren würden.

Dieser variiert je nach Beschlag, beträgt aber meist 2 mm. Für uns ist an dieser Stelle der obere und untere Abstand von Bedeutung, denn er verhindert, dass die Türe zum Beispiel an der Küchenarbeitsplatte oder einer Schublade schleift, die sich darüber oder darunter befindet. Diesen Abstand müssen wir beim Übertragen der Referenzlinie vom Korpus beachten. Am besten, du legst einen entsprechenden Abstandshalter unter die Türe, denn dieser Abstand ist nur schwer freihändig einzuhalten.

Die Vorgehensweise ist nun nicht mehr ganz so aufwändig wie bei den Grundplatten:

  • verlängere den Übertrag vom Korpus mit einem rechten Winkel, so dass die Linie circa 3 Zentimeter lang ist
  • Bei Verwendung von Topfscharnieren mit 35 mm Durchmesser und dem üblichen 4 mm Abstand des Bohrloches zur Außenkante der Tür befindet sich die Mitte des Topflochs bei genau 21,5 Millimetern. Achte bitte auch auf die Bedienungsanleitung des Herstellers
  • Zur Anfertigung des Bohrlochs nutze am besten eine Standbohrmaschine und einen Kunst- oder Forstnerbohrer mit 35 Millimeter Durchmesser. Denn dort kannst du auch meist die Tiefe und den Abstand zur Vorderkante genau einstellen. Das Bohrbild wird sauberer und das Bohrloch genau senkrecht.
  • Hast du nur einen Akkuschrauber zur Hand, so solltest du die Anschaffung einer Bohrschablone in Erwägung ziehen, mit der du sehr flott und ohne Einstellen passgenaue Löcher auch außerhalb der heimischen Werkstatt herstellen kannst. Gerade beim Bohren ohne Hilfsmittel besteht die Gefahr, dass die Spitze des Forstnerbohrers auf der sichtbaren Seite der Möbeltür Spuren hinterlässt. Auch ein senkrechtes Loch wird mit einem so großen Bohrer selten gelingen. Weitere Infos zu einer Bohrschablone für diesen Einsatzzweck findest Du weiter unten.
  • Als letztes wird das Topfband noch mit Schrauben befestigt. Entweder nutzt du normale Spanplattenschrauben mit den Abmaßen 3,5 × 16 Millimeter. Dabei solltest du darauf achten, dass die Schrauben mittig im Loch platziert werden. Ansonsten gibt es aber auch Topfscharniere, die Euroschrauben als Befestigung nutzen. Dazu musst du natürlich an der benötigten Stelle ein Loch mit 5 Millimeter Durchmesser und einer ausreichenden Tiefe bohren, um die Euroschraube aufnehmen zu können.
  • Moderne Topfscharniere von Blum, Hettich, Häfele, Grass oder Gedotec kommen auch ohne Schrauben aus. Die werkzeuglose Topfbefestigung verspricht eine schnellere Montage. Der Topf wird werkzeuglos durch Umlegen eines Hebels im Topfinneren gespreizt und so im Topfloch verankert. Außerdem sind keine störenden Schrauben sichtbar. Manchmal müssen allerdings zusätzliche Löcher verbohrt werden, die zwei Zapfen des Topfbandes aufnehmen, um ein Verdrehen zu verhindern.
  • Zusätzlich gibt es auch noch Abdeckkappen, die auch die Montageplatte verdecken.
  • Im Folgenden eine Abbildung der gängigen Bohrbilder der Baureihe Häfele Duomatic, der Abstand E ist normalerweise 4 mm.

Bohrbild 35 mm

 

4. Pro Tipp: Auflage verändern durch Grundplatte oder Topfscharnier

Unter Auflage oder Türaufschlag versteht man das Maß, um welches die Möbeltür über die Innenkante des Korpus übersteht. Ist die Tür bündig mit der Außenkante des Schranks, so entspricht die Auflage der Materialstärke der Möbelwände, normalerweise also 19 Millimeter.

Eine einschlagende Tür hat demnach eine negative Auflage, und zwar wird damit der Spalt zwischen Tür und Korpus bemessen. Diese Mindestfuge ist notwendig, damit die Tür sich frei bewegen kann.

Die erste Möglichkeit, die Auflage zu verändern, besteht darin, den Abstand E aus obigem Bild zu variieren. Wird der Abstand zwischen Topfscharnier und Außenkante vergrößert, so wird die Auflage ebenso größer. Umgekehrt genauso, allerdings sollte aus Gründen der Sicherheit ausreichend Platz zwischen Topfbohrung und Möbelkante bleiben.

Die zweite Variante besteht darin, eine Grundplatte mit einer Distanz von 3, 6, oder 9 Millimetern auszuwählen. Der Türaufschlag wird dementsprechend geringer.

Im Normalfall braucht man den Aufschlag nicht zu modifizieren, denn in den meisten Fällen passen die normalen Möbelbeschläge und Abmessungen.

 

5. Wie funktioniert die Bohrlehre von Kreg?

Wie schon im obigen Abschnitt erwähnt, gibt es für diejenigen Handwerker, die keine Standbohrmaschine ihr Eigen nennen, eine praktische Bohrschablone für Topflochbohrungen von 35 Millimetern von der amerikanischen Firma Kreg.

Mit dem verstellbaren Anschlag lässt sich der Abstand des Topfloches zur Vorderkante mühelos einstellen. Eine verstellbare Tiefeneinstellung begrenzt die Bohrlochtiefe auf das gewünschte Maß. Mit dem abnehmbaren Bohraufsatz, der mit einem Kunstbohrer aus langlebigem Hartmetall versehen ist, gelingen genau senkrechte Topflochbohrungen.

So lassen sich im Handumdrehen auch mehrere Türen mit passgenauen Topflöchern versehen. Mit dieser Schablone gehören Rechen- oder Schusseligkeitsfehler der Vergangenheit an.

Zur Ausrichtung musst du eine circa 6 cm lange Linie auf die Tür zeichnen, damit du die Schablone ausrichten kannst.

Die Schablone wird am besten mit zwei Zwingen an der Tür befestigt, damit der Bohrer beim Ansetzen nicht verrutscht.

Bohrschablone Topfloch Kreg

 

6. Wie wird die Tür eingehängt?

Nachdem Montageplatten und Topfscharniere angeschraubt wurden, kommen wir zum Abschluss: Dem Einhängen der Türen.

Zuerst montierst du das obere Topfscharnier. Entweder wird das Topfscharnier an der Grundplatte eingeschoben und die entsprechende Schraube festgezogen oder du nutzt die praktische Clip Vorrichtung, die die meisten großen Hersteller anbieten.

Danach wendest du dich dem untersten Scharnier zu, bei dem du ebenso verfährst. Bei drei oder mehr Scharnieren achte besonders bei den Schraubvarianten darauf, dass die mittleren Scharniere gleichzeitig eingehängt werden. Diese lassen sich sonst nur schwer nachträglich einhängen.

Zum Schluss benötigen die fertig montierten Türen noch die Feinjustierung: die Abstände zu den Nachbartüren oder zur Korpuskante können nun vermittelt werden. Dabei hilft dir Teil 3 dieses Ratgebers, der sich ganz dem Ausrichten von Türen und Beschlägen widmet.

 

Wie hat dir unser Ratgeber über Scharnieren und Topfbänder gefallen? Ist noch etwas unklar, oder möchtest du etwas ergänzen? Schreib uns einen Kommentar. Wir werden deine Rückmeldung beherzigen.


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